Kelvin van der Linde über Audi-Trennung: “Gibt keine wirkliche Perspektive”
Die Überraschung war groß, als Abts DTM-Pilot Kelvin van der Linde vor fast zwei Wochen bei der Bekanntgabe des Audi-Werkskaders für das Rennjahr 2023 fehlte. Der 26-jährige Südafrikaner war jahrelang eine feste Größe bei den GT3-Einsätzen mit dem Audi R8 LMS und kennt den Boliden so gut wie kaum ein anderer. Aber was steckt hinter dem Aus nach acht Jahren?
“Durch die fortgesetzte Reduktion des Werksengagements – jedes Jahr werden die Werksfahrer weniger und weniger von Audi unterstützt – hatte ich das Gefühl, dass es keine wirkliche Perspektive mehr gibt”, erklärt Kelvin van der Linde im Gespräch mit den englischen Kollegen unseres Schwesterportal ‘Motorsport.com’.
“Es gab keine klare Ausrichtung, dass neue Programme kommen. Und es gab nicht wirklich Licht am Ende des Tunnels für mich, also hab ich mich entschieden, mich zu trennen”, stellt van der Linde klar, dass es seine Entscheidung war, Audi den Rücken zu kehren.
“Bei gewissen Programmen keine Zukunftsperspektive”
Dabei hatte es in den vergangenen Monaten durchaus Versuche gegeben, doch noch eine Einigung zu erzielen, sagt der Südafrikaner, der von der Agentur Pole Promotion betreut wird, hinter der Manager Dennis Rostek und der dreimalige DTM-Meister Rene Rast stehen.
“Wir haben sehr lange versucht, einen Deal hinzukriegen”, so van der Linde. “Bis Ende Dezember haben wir uns bemüht, auf etwas zu kommen, aber am Ende gab es bei gewissen Programmen keine weitere Zukunftsperspektive.”
Audi R8 LMS: Ist das Ende des Erfolgsautos absehbar?
Worauf Kelvin van der Linde genau anspielt, ist unklar, aber abgesehen von der reduzierten finanziellen Unterstützung der DTM-Teams tritt Audi dieses Jahr erstmals in der Intercontinental GT-Challenge nicht mehr als Hersteller an. Auch beim 12-Stunden-Klassiker in Bathurst war nur ein Pro-Auto am Start.
Die Produktion des Serienfahrzeugs Audi R8 wird aller Voraussicht nach im ersten Quartal 2024 eingestellt, was für das bisher so erfolgreiche Audi-Rennprogramm mit dem R8 LMS GT3 Evo II nichts Gutes erahnen lässt. Zumal der Fokus der Ingolstädter neben der Elektromobilität ohnehin auf dem Formel-1-Projekt liegt.
Van der Linde “erstmals seit zehn Jahren markenunabhängig”
Was sich van der Linde davon verspricht, dass er nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Audi nun bei keinem Hersteller unter Vertrag steht? “Zum ersten Mal in den letzten zehn Jahren bin ich jetzt markenunabhängig”, erklärt er auf ‘Twitter’.
“Dadurch sind wir flexibel, was die Zukunft angeht, und haben die Möglichkeit, einige neue Autos auszuprobieren, mehr über mich zu lernen und zu analysieren, wo sich der Motorsport allgemein hinbewegt.”
Durch das DTM-Engagement bei Abt habe er eine solide Basis – und er kommt aktuell auch in der Formel E als Ersatz für den verletzten Robin Frijns zum Einsatz. “Zudem freue ich mich auf einige neue und aufregende Projekte, die meinen Rennkalender ergänzen werden”, kündigt van der Linde an.
Abt-Einsatz auf der Nordschleife im Lamborghini?
Was das bedeutet? Es wäre keine Überraschung, wenn der GT3-Spezialist Teil des Fahrergespanns von Abt für das Comeback beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife mit dem Lamborghini Huracan GT3 Evo2 ist. Denn nicht nur er, sondern auch sein Team sucht aktuell wegen der Unsicherheit bei Audi nach Alternativen.
Dass Kelvin van der Linde in der DTM weiter im Audi sitzt, habe mit dem Hersteller “absolut nichts zu tun”, stellt er klar. “Es handelt sich ausschließlich um einen Abt-Deal und ist eine Erweiterung dessen, was ich mit ihnen in der Formel E mache.”
Es werde “weitere Projekte in diesem Umfeld und in meiner Rolle als Abt-Fahrer in diesem Jahr geben”, gibt er einen weiteren Hinweis, der auf das Lamborghini-Projekt hindeuten könnte. “Ich werde dieses Jahr für unterschiedliche Hersteller fahren, aber ich will darüber noch nicht wirklich etwas sagen.”