Bahrain: Wie Lance Stroll die Situation mit Fernando Alonso bewertet
Die Beinahe-Kollision zwischen Fernando Alonso und Lance Stroll in der ersten Runde des Grand Prix von Bahrain war ein Thema, der in der Berichterstattung nach dem Rennen etwas untergegangen ist. Mutmaßlich auch, weil Aston Martin im Jubel um das erste Podium kein großes Interesse dran hatte, ausgerechnet den Sohn von Chef Lawrence Stroll öffentlich zu rügen.
Teamchef Mike Krack zeigte sich im ersten Interview mit ‘Sky’ eher bemüht, den Ball flach zu halten: “Solche Dinge passieren immer wieder in Runde 1. Man will sie natürlich nicht sehen, aber das sind Dinge, die passieren können.”
Gut eine Stunde später saß Krack dann an einem Tisch im Motorhome von Aston Martin, um sich herum ein paar Journalisten der schreibenden Presse. Da räumte er immerhin ein: “Dass ich sowas nicht gern sehe, ist klar.” Aber: “Wir lassen sie in der ersten und zweiten Runde und auch danach frei fahren. Da kann sowas halt passieren.”
Ob Alonso die Sache auch so entspannt weggesteckt hat, ist nicht verlässlich überliefert. Der 41-Jährige wusste während des Rennens offenbar noch nicht, wer ihn da von hinten angerempelt hatte. Erst im Podiumraum, als die Szene auf einer riesigen Videowall lief, realisierte er, dass der Schubser nicht von George Russell kam, sondern vom eigenen Teamkollegen.
“Er muss einen guten Start gehabt haben, denn in Kurve 4 war er fast neben mir. Da hatten wir Glück, dass beide Autos weiterfahren konnten. Scheint, dass es unser Glückstag war”, macht Alonso zumindest nach außen hin keine große Sache aus der Berührung.
Stroll selbst räumt ein, dass das Team in der Situation “echt Glück” hatte: “Ich war in einen harten Zweikampf mit George verwickelt und bremste spät in Kurve 4 rein. Ich wollte unbedingt vor ihm bleiben. Fernando ließ sich gegen Lewis zurückfallen, um besser rausbeschleunigen zu können, und da kamen wir halt zusammen. Schlechtes Timing. Wir hatten Glück, dass nicht mehr passiert ist.”
Wie lang kann sich Alonso beherrschen?
Doch Alonso genießt im Fahrerlager nicht unbedingt den Ruf, Inbegriff der Gelassenheit zu sein. Sollte sich so ein Zwischenfall wiederholen, und sollte Aston Martin dabei weniger Glück haben als in Bahrain, könnten Spannungen aufbrechen.
Das zu moderieren, werde “keine leichte Aufgabe für” Teamchef Mike Krack, sagt ‘Sky’-Experte Ralf Schumacher und hält fest: “Das ist immer so, wenn die Familie Besitzer und Fahrer gleichzeitig sind.”
Indes geht Motorsportlegende Hans-Joachim Stuck davon aus, dass Stroll 2023 “mit Sicherheit” der endgültige Durchbruch in der Formel 1 gelingen kann: “Man sieht es ganz deutlich: Wenn das Auto passt, dann kann er auch vorne mitfahren. Besonders mit Blick auf seine Handverletzung kann man nur den Hut ziehen”, sagt er in einem Interview mit ‘Eurosport’.
“Für Lance wird es aber sicher schwierig, sich auf einer Höhe mit Alonso zu bewegen. Die Erfahrungswerte, die Alonso hat, kann ihm keiner mehr wegnehmen. Lance muss sich aber nicht schämen, hinter seinem Teamkollegen zu sein. Wenn ihm ein paar Zehntelsekunden fehlen, ist das überhaupt nicht schlimm”, findet Stuck.