F1-Qualifying Bahrain: Verstappens Pole war alles, nur kein Selbstläufer!
Max Verstappen hat beim Saisonauftakt der Formel 1 2023 in Bahrain die Poleposition erobert. Der Weltmeister steht beim Rennen am Sonntag vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez ins Rennen. Dritter wurde Charles Leclerc mit einem Rückstand von 0,292 Sekunden, vor seinem Ferrari-Teamkolllegen Carlos Sainz.
Geheimtipp Fernando Alonso (Aston Martin) hatte im dritten Qualifying nur noch einen Reifensatz zur Verfügung und landete auf Rang 5, 0,628 Sekunden hinter der Poleposition-Zeit.
Ähnlich erging es dem Mercedes-Duo George Russell (6./+0,632) und Lewis Hamilton (7./+0,676), das in Q3 ebenfalls nur einen Run fahren konnte.
Achter wurde Lance Stroll (Aston Martin/+1,128), vor Esteban Ocon (Alpine/+1,276) und Nico Hülkenberg (Haas).
Zum Thema:Ergebnis QualifyingPaddock live: Der ganze Samstag im F1-TickerAnalyse live: 20:15 Uhr bei Formel1.de auf YouTube
Hätte auch Perez auf Pole fahren können?
Am Ende trennten den Mexikaner 0,138 Sekunden von Verstappen. Was das Endergebnis nicht zeigt: Nach 60 von 90 Fahrsekunden lag er beiden Zwischenzeiten noch hauchdünn vor seinem Teamkollegen auf Polekurs.
“Ich fühlte mich mit der Balance nicht hundertprozentig wohl”, trauert er dem ersten Startplatz nach. “Eine Zehntelsekunde kannst du auf einer Runde immer finden.”
Verstappen wiederum ist “positiv überrascht, auf Pole zu stehen, nach all den Problemen, die ich im Training hatte. Das ist erfreulich. Und normalerweise ist unser Auto im Rennen besser.”
Wer hat die beste Rennpace?
Eins ist klar: Das Qualifying ist nur die halbe Miete. Dank DRS kann man in Bahrain gut überholen. Entscheidend ist nicht die Startposition, sondern die beste Pace auf die Renndistanz von 57 Runden. Und die sollte unter normalen Bedingungen Red Bull haben.
“Wir haben uns mehr auf das Rennen vorbereitet”, verrät Perez. Und auch Helmut Marko räumt gegenüber ‘ServusTV’ ein: “Wir glauben, dass es im Rennen deutlicher sein wird. Weil unser Reifenverschleiß wirklich sehr, sehr minimal ist. Und wir haben auch von der Reifenstrategie her genug Reifen zur Auswahl, dass wir verschiedenste Strategien gehen können.”
Mercedes-Teamchef Toto Wolff drückt es noch ein wenig klarer aus: Red Bull sei bei den Rennsimulationen im Winter “alles in Grund und Boden” gefahren, “und so wird es auch morgen sein. Unser Gegner heißt Ferrari. Bei denen waren die Longruns nicht ganz so gut.”
Wo kam plötzlich die Ferrari-Pace her?
Leclerc hatte bereits am Freitag ausgeschlossen, dass Ferrari in Bahrain um die Poleposition fahren kann. Dass ihm am Ende nur 0,292 Sekunden fehlten, ist für ihn “eine positive Überraschung. Nach den Testfahrten hatte ich das nicht erwartet. Wir wissen aber, dass wir auf die Renndistanz im Vergleich zu Red Bull schlechter aufgestellt sind.”
Ist mit Aston Martin noch zu rechnen?
Viele hatten damit gerechnet, dass Alonso gerade auf eine schnelle Runde vor Ferrari liegen würde. Es kam anders, und der Gegner im Qualifying hieß nicht Ferrari, sondern Mercedes. Alonso ließ Russell und Hamilton nur hauchdünn hinter sich.
Doch Helmut Marko ist überzeugt: “In den Longruns war Aston Martin besser als Mercedes, nach unseren Aufzeichnungen.”
Eine Einschätzung, die man bei Aston Martin teilt: “Ich glaube, ganz ehrlich, es geht nach vorne”, kündigt Teamchef Mike Krack gegenüber ‘ServusTV’ an. “Die Ferraris haben sehr keine Flügel. Ein paar Autos hinter uns auch. Und wir haben auf die Longruns eine Geheimwaffe, mit Fernando. Von daher: Ich glaube schon, dass es nach vorn gehen kann.”
Übrigens: Stroll verriet nach dem Qualifying, dass er sich neben dem Handgelenk bei seinem Fahrradunfall in Spanien auch eine Zehe gebrochen hat.
Wie stehen die Chancen von Mercedes?
Während des Qualifyings sah es kurzzeitig so aus, als könne Mercedes ganz vorn mitmischen. Am Ende, als in Q3 voll aufgedreht wurde, fehlte dann aber doch einiges. “Es ist, was es ist”, seufzt Teamchef Toto Wolff. “Wir sehen, dass wir eine halbe Sekunde hinten liegen. Das ist nicht genug, das ist nicht unsere Ambition. Jetzt müssen wir uns selbst ganz schwierige Fragen stellen.”
Wie lief das Qualifying für Hülkenberg?
In Q1 legte der Deutsche einen Einstand nach Maß hin. Zwar war er nach der ersten gezeiteten Runde noch langsamer als sein Teamkollege Kevin Magnussen, im entscheidenden zweiten Run gewann er gegen den Dänen dann aber um 0,688 Sekunden.
“Die Runde war super”, lobt Teamchef Günther Steiner im Boxenmauer-Interview mit ‘ServusTV’. Nach Q2 sagte der Südtiroler: “Kevin ist nie richtig rangekommen. Als man die Runde hinlegen musste, war es nicht da. Für uns ist aber wichtig, dass wir ein Auto haben, das die Rundenzeiten fahren kann. Daraus tanken wir Selbstvertrauen. Und es zeigt, dass Nico ein super Fahrer ist.”
Haas belegte im ersten Segment die Positionen 6 und 17. Ein deutliches 1:0 im Qualifying-Stallduell.
In Q2 setzte Hülkenberg seinen Höhenflug fort. Als im zweiten Run nochmal richtig Tempo gemacht wurde (nur die beiden Red Bulls sparten sich einen Reifensatz), verbesserte er sich zwischenzeitlich sogar auf Platz 3. Am Ende schaffte er den Cut für Q3 als Achter, mit 0,318 Sekunden Puffer auf P10 und nur 0,306 Sekunden Rückstand auf die provisorische erste Startreihe.
In Q3 fuhr Hülkenberg dann eine Bestzeit von 1:31.055 Minuten, die ihn zu dem Zeitpunkt auf Platz 9 gebracht hätte. Die wurde ihm aber wegen eines Verstoßes gegen die Tracklimits in Kurve 4 aberkannt (“Passiert, hat aber nicht wirklich einen Unterschied gemacht”). Das bedeutet Platz 10 in der provisorischen Startaufstellung.
“Ich bin zufrieden”, sagt Hülkenberg. “Man hat’s gestern sehen können, dass unser Auto auf eine Runde funktioniert. Das hat mich nicht überrascht. Ich konnte die Runden nicht mit Leichtigkeit, aber sehr gut produzieren. Darauf kann man gut aufbauen. Das ist eine gute Ausgangsposition. Aber morgen ist der wahre Härtetest. Es wird ein schwieriges Rennen.”
Welche Fahrer schieden in Q2 aus?
Im zweiten Segment gab es – bis auf Hülkenbergs Weiterkommen – keine großen Überraschungen. Auf P11 landete Lando Norris (McLaren), 0,254 Sekunden hinter Stroll auf Rang 10; gefolgt von Valtteri Bottas, Guanyu Zhou (beide Alfa Romeo), Yuki Tsunoda (AlphaTauri) und Alexander Albon (Williams). Albon musste seine erste Runde wegen eines Ausritts abbrechen und konnte danach keine zweite mehr drehen.
Warum musste Q1 ohne Crash unterbrochen werden?
Wegen Teilen auf der Strecke. “Mehrere Teile an verschiedenen Stellen der Strecke”, wie die FIA rasch präzisierte. Im TV-Signal war vor allem das Teil eines Ferrari in Kurve 1 zu sehen. Offenbar handelte es sich dabei um ein Teil von Leclercs Luftleitblech am linken Vorderrad.
Die Unterbrechung dauerte acht Minuten, von 18:04 bis 18:12 Uhr Ortszeit (16:04 Uhr in Deutschland). Zeit, die von den Ferrari-Mechanikern genutzt wurde, um die Luftleitbleche mit einem robusten Klebeband zu verstärken.
Welche Fahrer schieden in Q1 aus?
Großes Pech hatte Williams-Rookie Logan Sargeant: Er fuhr auf die Tausendstelsekunde die gleiche Zeit wie Lando Norris (McLaren), schied aber als 16. aus, weil seine Zeit später erzielt wurde. Selbst auf einen Top-10-Platz fehlten dem Amerikaner weniger als 0,2 Sekunden. Ein weiterer Beleg dafür, wie hart umkämpft das Mittelfeld in der Formel 1 2023 ist.
Neben Sargeant schieden auch Magnussen, Oscar Piastri (McLaren) und Nyck de Vries (AlphaTauri) und Pierre Gasly (Alpine) in Q1 aus. Gasly wäre eigentlich 17. gewesen, seine Zeit wurde ihm aber wegen Tracklimits in Kurve 15 aberkannt. Damit fiel er im Ergebnis auf den letzten Platz zurück.
Lance Stroll schaffte den Cut letztendlich souverän als Fünfter. Dabei stand er vor seiner zweiten Runde unter Druck. Die erste Runde war ihm nämlich gestrichen worden, weil er in Kurve 13 gegen die Tracklimits verstoßen hatte.
Wo kann man das Rennen live sehen?
In Deutschland exklusiv bei Sky. Das Rennen am Sonntag startet um 16:00 Uhr (Vorberichte ab 14:30 Uhr deutscher Zeit). Außerdem gibt’s auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de eine Watchparty unter dem Motto “Formel 1 mit Freunden”.
Am Samstag gibt’s auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zudem eine ausführliche Nachbereitung und Analyse des Qualifyings. Die tägliche Formel-1-Show mit Kevin Scheuren #AND# Christian Nimmervoll beginnt voraussichtlich um 20:15 Uhr.