Günther Steiner: Corona verhinderte mehr Unabhängigkeit von Ferrari

Teamchef Günther Steiner verrät, dass Haas sich in der Vergangenheit etwas von Ferrari lösen wollte - Die Corona-Pandemie verhinderte solche Pläne allerdings
Zwischen Haas und Ferrari gibt es bis heute eine enge KooperationZwischen Haas und Ferrari gibt es bis heute eine enge KooperationMotorsport Images

Seit Haas 2016 in die Formel 1 kam, hat der Rennstall den Ruf, ein “B-Team” von Ferrari zu sein. Die US-Truppe bezieht seit der ersten Saison zahlreiche Teile von der Scuderia. Nun hat Teamchef Günther Steiner erklärt, warum die Kooperation bis heute so eng geblieben ist.

Im Gespräch mit ‘auto motor und sport’ verrät Steiner, er habe bereits im Jahr 2018 “einen Plan geschrieben, wie [das Team] den nächsten Schritt macht.” Mit anderen Worten: Man wollte damals selbstständiger werden und sich ein bisschen von Ferrari abnabeln.

“Eine gewisse Planung war da, das zu machen. Dann ist 2020 gekommen, wo wir so weit nach hinten geschmissen worden sind”, erklärt Steiner. Die Corona-Pandemie stellte das Team finanziell vor große Schwierigkeiten, weshalb er erst einmal andere Prioritäten gehabt habe.

“Ich musste mich kümmern, das Team am Leben zu halten”, betont Steiner. Inzwischen sei man “zurück auf den Beinen”, weshalb er die Planungen für etwas mehr Eigenständigkeit nun wieder aufnehmen könnte. Zunächst einmal wolle er aber die Saison 2023 abwarten.

Mal wolle sehen, wo man in diesem Jahr stehe, und “dann schauen, was der nächste Schritt ist, um ein bisschen mehr in diese Eigenständigkeit zu kommen, dass man nicht mehr so abhängig ist von einem Hersteller”, kündigt der Teamchef für die Zukunft an.

Warum es ein neues Team heute schwieriger hätte

Im gleichen Zusammenhang spricht Steiner auch über mögliche neue Teams in der Formel 1 und erklärt, er halte es für “sehr, sehr schwierig”, einen elften Rennstall auf die Beine zu stellen. 2016 war Haas das bis heute letzte komplett neue Team in der Formel 1.

“Nichts ist unmöglich”, weiß Steiner, der aber auch betont, dass das Haas-Modell von damals heute nicht mehr möglich sei. “Wir hatten ja freie Windkanalzeit damals. Wir hatten ja kein Limit. Wenn du jetzt als neues Team kommst, hast du sofort die Limits da”, erklärt er.

Zudem gebe es heute die Budgetobergrenze. Man könne sich den Erfolg also nicht einfach mit viel Geld kaufen. “Du kannst auch nicht mehr so viel Teile übernehmen, wie wir übernehmen konnten damals”, betont er und stellt klar: “Ich würde es nicht machen.”

“Es gibt bestimmt Leute, die sagen, sie können es – und vielleicht können sie es auch”, so Steiner, der allerdings den Ansatz von Audi, sich in ein bestehendes Team einzukaufen, für sinnvoller hält. “Ich glaube, das ist die bessere Idee, schneller zum Erfolg zu kommen”, sagt er.

Aktuell versucht beispielsweise Michael Andretti, ein neues Formel-1-Team aufzustellen. Der US-Amerikaner wollte im vergangenen Jahr zunächst den Sauber-Rennstall übernehmen, allerdings scheiterten diese Pläne kurz vor der Ziellinie.