“Konnten Max nicht kontrollieren”: Dschidda offenbart Risse bei Red Bull

Max Verstappen schnappt Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez in Dschidda den Punkt für die schnellste Runde weg, doch das stand so nicht im Skript ...
Bei Red Bull dürfte nach dem Rennen in Dschidda wieder diskutiert werdenBei Red Bull dürfte nach dem Rennen in Dschidda wieder diskutiert werdenMotorsport Images

Doppelsieg, schnellste Runde, erfolgreiche Aufholjagd von Max Verstappen: Auf den ersten Blick kann Red Bull hochzufrieden aus Dschidda abreisen. Sergio Perez holte beim Großen Preis von Saudi-Arabien seinen fünften Grand-Prix-Sieg, Weltmeister Verstappen fuhr von Startplatz 15 auf Rang 2.

Doch auf den zweiten Blick zeigt sich, dass das Verhältnis zwischen den beiden Fahrern weiterhin angespannt ist. Verstappen schnappte seinem Red-Bull-Teamkollegen die schnellste Runde weg. Der Niederländer holte sich in der letzten Runde den Bonuspunkt und reist damit als WM-Leader nach Melbourne – einen Punkt vor Perez.

Vom Kommandostand aus konnte man keinen Einfluss nehmen, wie Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber dem ‘ORF’ versichert: “Das konnten wir nicht kontrollieren. Das war Max. Die beiden haben ständig gefragt: Wer fährt die schnellste Runde? Und Max hat natürlich bis zum letzten Moment gewartet, damit Perez nicht mehr kontern kann.”

Verstappen folgt seinem Instinkt

Setzt sich Verstappen also weiter über Team-Anordnungen hinweg, wie er es im Vorjahr beim Grand Prix in Interlagos (Brasilien) getan hat? Marko meint immerhin, Verstappen und Perez hätten sich “relativ an unsere Vorgaben” gehalten. Damit deutet er aber an, dass man mit Verstappens Alleingang nicht hundertprozentig zufrieden ist.

Auch Perez schien nach dem Rennen etwas überrascht, dass Verstappen in der allerletzten Runde für den Bonuspunkt noch einmal Gas gab: “Ich habe sie zwei Runden vor Schluss gefragt, und sie haben mir gesagt, dass ich ein bestimmtes Tempo fahren soll. Sie haben mir gesagt, dass ich die schnellste Runde gefahren bin und meine Pace halten soll”, berichtet er.

Aber: “Ich dachte, die Kommunikation mit Max wäre gleich gewesen. Das müssen wir uns noch einmal anschauen, denn ich habe definitiv andere Infos bekommen und konnte am Ende nicht mehr pushen.” Der zweifache Weltmeister hatte sich seinerseits mehrfach am Funk nach der schnellsten Rennrunde erkundigt – und folgte schließlich seinem Instinkt.

Perez hat “nur an das Auto gedacht”

“Wir durften frei fahren und hatten am Ende eine Soll-Rundenzeit. Aber wenn es um einen Punkt geht, wie in Bahrain … Ich habe gefragt. Es ist schon etwas Besonderes, wenn es zwischen diesen beiden Autos entschieden wird. Ich denke, es ist normal, dass man danach fragt”, sagt Verstappen nach dem Rennen.

Perez hingegen war einerseits darauf bedacht, sein Polster zu verwalten, andererseits galt es, einen Defekt wie bei Verstappen im Qualifying zu vermeiden. Vorsicht war für den siegreichen Red-Bull-Piloten in Dschidda das oberste Gebot.

“Ich habe nur an das Auto gedacht. Ich hatte ein paar Vibrationen und natürlich im Hinterkopf, was mit Max passiert ist. Und ich bin sicher, das Team hatte das auch im Hinterkopf. Es ging nur darum, beide Autos ins Ziel zu bringen, um möglichst viele Punkte zu holen”, beschreibt der Mexikaner seine Herangehensweise in den letzten Rennrunden.

Marko: Kann Max die schnellste Runde nicht verbieten

Beim Verwalten des Vorsprungs kam Perez die Vorgabe von ganz oben, die Positionen zu halten, sehr gelegen. “Wir haben gesagt: Fünf Runden vor Schluss, fünf Sekunden Rückstand, das kann man nicht mehr aufholen. Oder wenn man das aufholt, kann man nicht überholen. Das haben beide kapiert”, so Marko weiter.

Zumal die Pace der beiden laut Perez “ziemlich ähnlich” war, “ein Zehntel schneller oder langsamer”. Deshalb ist er auch überzeugt, dass sich am Ergebnis nichts geändert hätte. Doch bei der schnellsten Runde, so Marko, war klar, “dass man sie Max nicht verbieten kann”. Diese Missverständnisse rund um die Schlussphase gilt es nun aufzuarbeiten.