Nach Strafenchaos in Monza: FIA präzisiert Regeln für Gridstrafen
Die FIA hat auf das Chaos um die Startplatzstrafen beim diesjährigen Großen Preis von Italien reagiert und die Regeln der Formel 1 mit sofortiger Wirkung klarer formuliert. Der Automobilsportverband war in Monza in die Kritik geraten, nachdem es nach dem Qualifying fast vier Stunden gedauert hatte, bis die endgültige Startaufstellung nach einer Vielzahl von Strafen geklärt war.
Die Fans waren verärgert, weil sie nicht wussten, was vor sich ging, während einige Teams selbst nicht wussten, wie die Dinge letztendlich ablaufen würden, da es keine formelle Regelung gab, die das Verfahren zur Umsetzung der Strafen im Detail erklärte.
Pierre Gasly von AlphaTauri fragte daraufhin auf Twitter, ob jemand wisse, wo er starten werde: “Kann mir jemand sagen, auf welcher Position ich morgen starten werde?”, schrieb er während der Wartezeit auf die Startaufstellung.
FIA wird Veröffentlichung der Startaufstellung nicht beschleunigen
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto war einer von mehreren Formel-1-Schlüsselfiguren, die später sagten, die Situation müsse geklärt werden: “Der Grund, warum es so lange gedauert hat [bis die Startaufstellung veröffentlicht wurde], ist, dass es sicherlich unterschiedliche Interpretationen gibt und das Reglement nicht klar genug ist”, so Binotto.
“Das ist etwas, das wir für die Zukunft angehen müssen – ich denke nicht nur, wie wir die Startposition auf der Grundlage der Strafen festlegen, sondern auch die Anzahl der Strafen, die wir bekommen haben, ist zu hoch.”
Nach den Ereignissen in Monza hat die FIA nun Änderungen am Formel-1-Reglement vorgenommen, um den Prozess, der zur Aussortierung der Strafen durchgeführt wird, explizit zu erklären. Nach einer Sitzung des Weltrats der FIA am Mittwoch in London wurden die überarbeiteten Regeln bereits in das Sportreglement 2022 aufgenommen.
Das Verfahren, mit dem die FIA zunächst eine vorläufige Startaufstellung veröffentlicht, wird dadurch zwar nicht beschleunigt und kann am Samstagabend immer noch mehrere Stunden in Anspruch nehmen, da nach dem Rennen noch Kontrollen durchgeführt werden müssen, aber die klareren Regeln werden es den Teams und Fans zumindest ermöglichen, die Startaufstellung auf unkomplizierte Weise selbst zu erstellen.
FIA stellt klar: Nach Gridstrafen werden Positionen fixiert
Die überarbeiteten Regeln, die im Sportreglement sowohl für die Sprint-Wochenenden als auch für die normalen Veranstaltungen detailliert beschrieben sind, geben Aufschluss darüber, wie die Strafen vergeben werden.
Darin wird das neue Verfahren, das vor einigen Jahren eingeführt wurde und das die Fahrer in der Startaufstellung fixiert, anstatt sie wie in der Vergangenheit immer wieder nach vorne zu schieben, im Detail erklärt.
In Monza gab es Unklarheiten, ob Max Verstappen nach seinem zweiten Platz im Qualifying mit einer Fünf-Plätze-Gridstrafe vom siebten oder vierten Platz starten würde, da er selbst von den Gridstrafen von Carlos Sainz, Sergio Perez und Lewis Hamilton hätte profitieren können.
Das Monza-Chaos erklärt
Schließlich ging er von der siebten Position ins Rennen, da er nach seiner Strafversetzung um fünf Plätze auf diesen Platz fixiert wurde, damit er nicht von den anderen Strafen profitieren kann. Die neuen Regeln besagen in Artikel 42.2, wie mit den Gridstrafen umgegangen wird.
So wird ab sofort den Fahrern, die eine Gridstrafe von 15 oder weniger Plätzen erhalten haben, eine temporäre Startposition zugewiesen, die ihrer Qualifikationsposition plus der Summe ihrer Gridstrafen entspricht. Teilen sich zwei oder mehr Fahrer einen provisorischen Startplatz, wird die Reihenfolge entsprechend ihrer Qualifying-Klassifizierung festgelegt.
In der Folge rücken die Fahrer ohne Strafe auf, um die entstandenen Lücken zu schließen. Im Fall von Verstappen in Monza konnten die Qualifyingplätze sieben bis zehn (Norris, Ricciardo, Gasly und Alonso) auf die Positionen drei bis sechs vorrücken, um die Lücke zu Verstappen auf Platz sieben zu schließen. Sind alle Fahrer ohne Strafe so weit wie möglich vorgerrückt, folgen nun die Fahrer mit einer Gridstrafe von 15 oder weniger Positionen.
Bleibt eine Hintertür im Reglement offen?
Im Reglement heißt es weiter, dass Fahrer mit mehr als 15-Plätzen-Strafe oder einer Rückversetzung an das Ende der Startaufstellung, hinter allen Fahrern ohne Strafe starten müssen. Dabei entscheidet die Position im Qualifying über Rangfolge zweier oder mehr Fahrer mit einer gleichen Strafe.
Dies lässt jedoch eine Hintertür offen, denn in der Theorie könnte es somit möglich sein, dass ein Fahrer auf Poleposition und einer 18-Plätze-Gridstrafe – die theoretisch mit einem Vergehen des Fahrers (Drei-Plätze-Gridstrafe) zuzüglich eines Komponentenwechsels möglich ist – trotzdem von ganz hinten starten muss, obwohl er hochgerechnet 19. wäre.
Zudem werden vom Qualifying disqualifizierte Fahrer oder Fahrer, die in der Qualifikation keine gezeitete Runde gefahren haben, hinter allen anderen Piloten ins Rennen gehen, auch hinter denen mit einer Gridstrafe.