Ricciardo nach Austin am Boden zerstört: “So weit weg, dass es bizarr ist”

Nach dem Formel-1-Grand-Prix der USA ist McLaren-Pilot Daniel Ricciardo froh, dass die Saison fast rum ist: Warum er sich seinen Rückstand nicht erklären kann
Daniel Ricciardo rätselt nach dem Rennen in AustinDaniel Ricciardo rätselt nach dem Rennen in AustinMotorsport Images

Donnerstag im Fahrerlager vor dem Grand Prix der USA: Daniel Ricciardo taucht bestens gelaunt im Paddock von Austin zu einem seiner Lieblingsrennen in der Formel 1 auf, und reitet dabei auf einem Pferd, was er “Horsey McHorse” genannt hat.

Nur einige Tage später nach dem Grand Prix wirkt der Australier wie am Boden zerstört in seinen Interviews nach dem Rennen. Platz 16 und damit die vorletzte Position mit ganzen 90 Sekunden Rückstand auf die Spitze wurde es für Ricciardo über der Ziellinie, obwohl es zu Rennmitte ein Safety-Car gab. Nur Williams-Pilot Nicholas Latifi war schlechter.

Sein Teamkollege Lando Norris, der 40 Sekunden vor Ricciardo auf Platz sechs ins Ziel kam, wird nach dem Rennen von seinem Teamchef Andreas Seidl überschwänglich gelobt und hält das McLaren-Team mit acht Punkten in Austin in Schlagdistanz zu Alpine, dem Konkurrenten um P4 in der WM. Ohne die Punkte von Norris in dieser Saison wäre McLaren Vorletzter in der Konstrukteurswertung.

Ricciardo: Wenn ich nur wüsste woran es liegt

“Ich lächle, weil wir fast fertig sind”, sagt Ricciardo nach dem USA-Rennen. “Wir sind fast durch [mit der Saison]. Ich meine, es ist schmerzhaft, ganz sicher. Es ist einfach einer dieser Fälle, in denen es in diesem Jahr schon zu oft passiert ist, dass man schon früh im Rennen weiß – in Runde acht, neun oder zehn – wie der Rest des Tages verlaufen wird.”

“Man sieht einfach, was die anderen Autos um einen herum können und was ich einfach nicht kann”, rätselt Ricciardo über seine Pace. “Wenn ich das wüsste, wäre das Jahr besser gelaufen. Aber es geht ja auch nicht nur um drei bis vier Zehntel.”

“Ich meine, selbst drei bis vier Zehntel sind enorm. Ich erinnere mich noch daran, als ich mit Max [Verstappen bei Red Bull] zusammen war, und bei drei bis vier Zehnteln Rückstand habe ich in meinem Zimmer mit Sachen herumgeworfen. Aber jetzt fehlen mir Sekunden, und das fühlt sich so weit weg an, dass es bizarr ist.”

Ricciardo: “Es ist einfach sehr, sehr weit weg”

Auf die Frage, ob er irgendwelche Erklärungen dafür habe, sagt er: “Nein, ich denke, ich weiß nur, was ich nicht kann. Es ist einfach der Grip. Aber ich denke, es zeigt sich auch in der Inkonstanz: Ich fahre eine grüne Runde, also eine persönliche Bestzeit, aber dann ist die nächste Runde drei bis vier Zehntel langsamer.”

“Es ist, als ob ich die Rundenzeit nicht halten könne, und selbst meine beste Runde ist nicht konkurrenzfähig, aber selbst die kann ich nicht bestätigen. Es ist einfach sehr, sehr weit weg”, analysiert er.

Ricciardo erleichtert über nahendes Saisonende

Noch drei Rennwochenenden muss Ricciardo durchhalten, dann wird seine Reise bei McLaren und zunächst auch in der Formel 1 zu Ende gehen. Es wird vermutet, dass er Reservefahrer bei einem der Top-Teams werden könnte, doch der Australier wird zunächst einmal erleichtert sein, wenn die Saison 2022 tatsächlich vorbei ist.

Auf die Frage, ob er mit drei verbleibenden Rennen Licht am Ende des Tunnels sieht, antwortet er: “In gewisser Weise, ja. Ich meine, ich habe gerade darüber gesprochen, dass der Tag leider nicht so toll war. Ich denke, das letzte Jahr war schon ein Kampf, aber jetzt schaue ich auf das letzte Jahr zurück und denke: ‘Oh, das war eigentlich ziemlich gut im Vergleich zu diesem.'”

“Ich entscheide mich dafür, zu lachen, weil ich nicht weinen will. Aber ich werde in den letzten drei Rennen immer noch tun, was ich kann, aber ich bin jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr hoffe oder denke und erwarte, dass die letzten drei Rennen fantastisch werden. Ich werde tun, was ich kann, aber an Tagen wie heute fühlt man sich irgendwie ein bisschen hilflos.”

“Ich denke, es ist das Beste für mich, einen Neustart zu machen. Besonders nach einem Jahr wie diesem. Ich bin immer noch da, aber natürlich tun solche Tage weh. Und ich denke, es wird mir gut tun, mich ein wenig [vom Sport] zu entfernen, auch mental und so.”