Williams plante mit Sargeant eigentlich zwei Jahre in der Formel 2
Williams-Junior Logan Sargeant steigt diese Saison ins Formel-1-Team auf und wird neuer Teamkollege von Alex Albon, und das früher als geplant. Denn ursprünglich sollte der US-Amerikaner zwei Saisons in der Formel 2 bestreiten.
“Wir hatten einen Zweijahresplan mit Logan in der Formel 2”, verrät Sven Smeets, sportlicher Leiter bei Williams, gegenüber ‘Motorsport.com’. “Ich denke, so fängt jeder an.”
“Als die Saison begann, vor allem in Silverstone und den Rennen danach, sahen wir das Potenzial, dass wir vielleicht nicht zwei Saisons mit ihm in der Formel 2 fahren müssen”, so Smeets. Zwei Siege und den vierten Platz in der Meisterschaft konnte Sargeant in seinem ersten Jahr in der Formel 2 erringen.
Als möglicher Kandidat für das Cockpit bei Williams kam er bereits vor der Sommerpause ins Gespräch. Den Ausschlag gab dann sein dominanter Sieg in Silverstone von der Pole.
“Wir haben ihm nicht gesagt: ‘Du musst die Formel 2 gewinnen oder Zweiter werden.’ Sondern es ging nur um seine Fortschritte in der Formel 2, um den reinen Speed, den er in einer Runde gezeigt hat, und darum, wie er sich entwickelt”, erklärt Smeets.
“Und es ging auch darum, wie er sich hier in den Simulationssessions entwickelt, in den Trainingslagern, die wir für sie (die Rookies; Anm. d. R.) veranstalten, im Medientraining. All das führte dazu, dass wir ihn im Sommer als einen unserer Anwärter sahen”, erklärt er den Prozess der Entscheidungsfindung.
Silverstone-Sieg für Aufstieg die Initialzündung
Ursprünglich war Williams in Gesprächen mit Alpine, um dessen Nachwuchsfahrer Oscar Piastri für dieses Jahr auf Leihbasis zu übernehmen. Doch der Australier wechselte nach einem Zerwürfnis mit Alpine, das letztlich vom Vertragsanerkennungsausschuss der Formel 1 gelöst werden musste, zu McLaren.
Beim Grand Prix der USA in Austin gab der damalige Williams-Chef Jost Capito schließlich bekannt, dass Sargeant 2023 für das Team fahren würde, sofern er eine Superlizenz erhält. Die letzten Punkte dafür sammelte er beim Saisonfinale in Abu Dhabi.
Als Ersatz für Nicholas Latifi, der Williams nach drei Jahren verließ, wird Sargeant der erste Vollzeit-Amerikaner in der Startaufstellung seit Scott Speed im Jahr 2007 sein.
Smeets hofft, dass der Rookie die “schnellen Schritte”, die er in der Formel 2 gemacht hat, in seiner ersten Formel-1-Saison wiederholen kann, räumt aber ein, dass es einige “schwierige Momente” geben wird, wie sie jedem neuen Fahrer bevorstehen.
“Bei den Strecken, auf denen die Saison beginnt, wie Saudi-Arabien oder Australien, bleibt nicht viel Spielraum für Fehler”, blickt Smeets voraus. “Damit er die Grenzen eines Formel-1-Autos kennenlernt, gibt es drei Testtage, von denen nur die Hälfte auf ihn entfällt, und dann geht es direkt in ein Rennen.”
Smeets warnt: Am Anfang nicht zu viel erwarten
“Man kann nicht einfach sagen, ich fahre ein paar tausend Kilometer, um zu sehen, wie weit ich mit diesen Autos gehen kann. Wir wissen, dass das ein Teil des Lernprozesses sein wird.”
Obwohl Sargeants Teamkollege Alex Albon ein natürlicher Maßstab für ihn sein wird, meint der Williams-Sportdirektor, dass es nicht fair wäre, von dem aufgestiegenen Formel-2-Pilot zu erwarten, dass er sofort auf dem gleichen Niveau fährt.
“Wenn das Auto da ist, wo wir es gerne hätten, ist das Erste natürlich, seinen Teamkollegen herauszufordern. Wenn man in der Position ist, um Punkte zu kämpfen, dann umso besser. Aber wir können ihm in Bahrain nicht einfach sagen: Du musst Alex schlagen.”
“Ich denke, das wäre ihm gegenüber nicht sehr fair. Aber ja, das ist das Ziel: Fortschritte zu machen und diese Saison zu nutzen, um zu lernen und dann für 2024 voll da zu sein.”