Tobias Müller entschuldigt sich für Beschimpfung von Sportwarten
Die Onboard-Kameras, die in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) seit einiger Zeit zum Einsatz kommen, entlarven so manche Frustration, die früher verborgen geblieben wäre. Diesmal haben sie Tobias Müller beim Fluchen erwischt, der sich prompt in einem Facebook-Video für die dort getätigten Aussagen entschuldigt.
Der Black-Falcon-Porsche #102 von Paul Harkema und Müller gehörte zu den Favoriten in der Cup2-Klasse, allerdings fielen sie dem Favoritensterben in der Klasse für Porsche 911 GT3 Cup mit einem Motorschaden in der fünften Runde zum Opfer. Der Porsche #102 führte das Rennen zu diesem Zeitpunkt an.
Müller rollt aus, stellt das Fahrzeug an einer Tasche auf dem Grünstreifen im Abschnitt Bergwerk/Kesselchen ab. Dort bleibt der Porsche dann für mehrere Minuten stehen. Nach fünf Minuten kommt ein Fahrzeug der DMSB-Staffel, das den Porsche dann zum Pflanzgarten schleppt.
In der Zwischenzeit sind kritische Bemerkungen von Müller zu hören, bei denen er sich abwertend über die Sportwarte (im Volksmund: Streckenposten) äußert, weil sie nur eine einfache Gelbe Flagge zeigen, statt doppelt Gelb (Code 120) oder Code 60.
Als der DMSB-Sportwart aus dem Abschleppfahrzeug aussteigt und die Beifahrertür öffnet, raunzt Müller ihn an: “Hallo, habt ihr mal auf die Uhr geguckt? Und einfach gelb?” Der Mann geht darauf jedoch nicht ein und fragt nur, ob das Fahrzeug rollfähig sei.
Entschuldigung für Äußerungen
Weil die ganze Szene so im Livestream zu verfolgen war, bekam Müller danach einen Shitstorm ab. Nicht nur wegen seiner Äußerungen, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass er die ganze Zeit im Fahrzeug sitzen geblieben ist, statt sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.
In einem Video auf Facebook erklärt er sich: “Wir sind in Führung liegend ausgeschieden. Klar, das ist nochmal doppelt ärgerlich. Ich habe das Auto auf dem Grünstreifen abgestellt. Der Streckenposten hinter mir war ungefähr 300 Meter entfernt und hat die Gelbe Flagge geschwenkt.”
“Für mich war es zehn Minuten lang eine wirklich lebensbedrohliche Situation. Aus dieser Situation heraus ist daher auch das eine oder andere nicht gutgemeinte Wort gefallen. Es tut mir leid für die Worte, die auf keinen Fall angebracht waren. Ich wollte niemandem zu nahetreten.”
“Jeden Streckenposten, der seine Arbeit ausführt, schätze ich sehr. Ohne deren Engagement wäre dieser Sport auf keinen Fall möglich. Auch tut es mir leid für denjenigen von der DMSB-Staffel. Er war leider der erste Pralldämpfer.”
Müller spricht von zehn Minuten; offenbar war ihm die gefährliche Situation länger vorgekommen als sie es laut Replay im Livestream gewesen ist. Doch warum ist er nicht aus dem Auto ausgestiegen? “Ich wollte mich zuerst abschnallen, weil der Motor anfing zu rauchen. Ich habe mich dann aber umentschieden und mich wieder angeschnallt.”
Aufruf zur Zusammenarbeit
“Es kann nicht sein, dass nur die einfache Gelbe Flagge gezeigt wird, wenn auf der rechten Seite ein Auto gestrandet ist und andere Teilnehmer womöglich noch im Positionskampf an dir vorbeifliegen, wo du denkst: Wenn jetzt gleich etwas passiert, dann rappelt es hier und dann ist Feierabend. Das kann es einfach nicht sein.”
Der 25-Jährige, der im Jahr 2021 bei Frikadelli, Rutronik und Falken bereits SP9-Porsche gefahren ist, versichert, dass er sich anders geäußert hätte, hätte es wenigstens eine Code 120 gegeben. “Ich weiß, die Streckenposten haben sich an das Regelwerk gehalten und auf Anweisung die Flagge rausgehalten”
“Aber es kann einfach nicht sein, dass ein Fahrer über zehn Minuten um sein Leben bangen muss, weil andere Teilnehmer Stoßstange an Stoßstange an dem Auto bei einfach Gelb vorbeifliegen, wo der Fahrer Angst um sein Leben bekommt. Das geht nicht.”
Deshalb nutzt er das Video auch zu einem Aufruf, “mit allen Parteien” über die Situation zu sprechen, um zu verhindern, dass eine solche Situation erneut auftritt: “Bitte lasst uns auf dieser Grundlage hinarbeiten, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Und dass alle Beteiligten da mit einem guten Gewissen rausgehen.”