Eindrücke von der Strecke: So sieht die schöne, neue LMDh-Welt wirklich aus

Mit Acura, BMW, Cadillac und Porsche steigen vier Hersteller schon 2023 in die LMDh-Klasse ein: Hautnahe Eindrücke von den Testfahrten in Daytona
Porsche und Cadillac gehören zu den Herstellern in der LMDh-KlassePorsche und Cadillac gehören zu den Herstellern in der LMDh-KlasseMichael L. Levitt / Motorsport Images

Während die Zukunft der Sportwagen in Europa mit den Hypercars von Toyota, Glickenhaus, Peugeot, Ferrari und Vanwall nur so vor sich hin tröpfelt, wurde die LMDh-Ära in den USA vergangene Woche in Daytona mit einem Knall eingeläutet: Acura, BMW, Cadillac und Porsche gingen zum ersten Mal gemeinsam auf die Strecke.

Die GTP-Kategorie bildet die Spitzenklasse der IMSA, die Ende Januar mit dem wichtigsten Event der Serie, den 24 Stunden von Daytona, beginnt. Cadillac und Porsche werden diese Fahrzeuge auch in der Langstrecken-WM WEC einsetzen, um das wohl größte aller Rennen zu bestreiten – die 24 Stunden von Le Mans im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens.

Wie sieht also die Zukunft des Sportwagen-Rennsports in den USA aus? Beginnen wir anders: Wie klingt sie? “Am besten gefällt mir, dass ich hier sitzen kann, mit dem Rücken zur Strecke gewandt, und ich kann dir sagen, welches Auto vorbeikommt”, sagt IndyCar-Star Colton Herta, der bei den Langstrecken-Rennen als BMW-Fahrer antritt.

“Ich liebe das. Es scheint eine wirklich tolle Klasse zu sein, und es gibt hier viele talentierte Fahrer und coole Hersteller.” Hersteller ist ein gutes Stichwort. Vier an der Zahl haben sich schon für 2023 zu einem Einstieg entschlossen. Gehen wir sie der Reihe nach durch.

Acura ARX-06

Die Besonderheit des Acura ARX-06 ist das wilde Geräusch, das er beim Bremsen macht. Das Anti-Lag-System seines 2,4-Liter-Twinturbo-V6-Motors klingt wie ein Hubschrauber in der Mitte der Strecke. Keines der beiden anderen Turbo-Autos tut dies.

Noch merkwürdiger ist, dass sich das Geräusch in der frühen Beschleunigungsphase am Kurvenausgang fortsetzt und sich wie eine Traktionskontrolle anhört, die (so nimmt man an) die Turbos hochdreht.

Der Acura ist das Auto, das seinen Vorgängern aus den sehr erfolgreichen DPi-Saison am ähnlichsten ist, obwohl es ein komplett neues Design um das von Oreca gebaute Chassis herum ist.

BMW M Hybrid V8

Der Vierliter-V8-Hybrid von BMW verfügt ebenfalls über zwei Turbomotoren, aber das Styling ist der eigentliche Hingucker. Die Frontpartie mit dem markanten Kühlergrill, der wie bei keinem anderen Hersteller in der Startaufstellung die Straßenfahrzeuge widerspiegelt, und die Heckpartie mit den dreieckigen Bremslichtern, die in einem flotten Winkel angebracht sind, sind ein echter Hingucker.

Cadillac V-LMDh

Der Hingucker des Quartetts, den vor allem die WEC-Fans lieben werden, ist der Cadillac V-LMDh. Er ist so amerikanisch wie eine Dose vollwertiger Coca-Cola. Sein 5,5-Liter-V8 hat keine Zeit für Turbos, die seinen Stil oder Sound beeinträchtigen. Das Geräusch, das er erzeugt, ist ein reiner, erdbebender Donner.

Und er sieht unverwechselbar aus, mit seinen kantigen Linien, die im krassen Gegensatz zu seinen geschwungenen Konkurrenten stehen. Was wiederum die scharfkantige Designsprache von Caddys Straßenautos widerspiegelt. Aber an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Cadillac sein Basischassis mit dem BMW teilt, das von Dallara gebaut wird.

Porsche 963

Der 963 von Porsche hat mit 4,6 Litern einen V8 mit größerem Hubraum, klingt aber nicht ganz so “grunzig” wie der BMW. Hier ist das markante Merkmal das Pfeifen bei hoher Geschwindigkeit, das darauf schließen lässt, dass am Unterboden Magisches passiert.

Seine Flanken ähneln dem mächtigen Vorgänger 919 Hybrid, da sie die Luft von der Front über das von Multimatic gebaute Chassis bis zu den Hinterrädern leiten. Auf der Rennstrecke sieht der 963 sehr ausgereift aus – wahrscheinlich, weil er das Auto ist, das bereits mit Abstand am meisten getestet wurde.

Hybridsystem die größte Veränderung

Die größte Veränderung für alle Teilnehmer ist das Hybridsystem, das aus einem Bosch-Elektromotor-Generator und einer Williams-Advanced-Engineering-Batterie besteht, die über das Xtrac-Getriebe mit dem Antriebsstrang verbunden ist.

Bosch liefert auch das Integrationsmanagementsystem, wobei das Brake-by-Wire-System an den Hinterrädern eine Schlüsselrolle spielt. Fragt man Fahrer nach dem Gefühl für das Bremspedal, erhält man einige unsichere Blicke und Antworten.

Das Bremsen ist eindeutig ein Bereich, der noch Entwicklungspotenzial hat – nicht nur für die Leistung, sondern auch für die Strategie, da zukünftige Pläne eine Vorschrift beinhalten, mit den Reifen Doppelstints zu fahren.