Ford steigt mit LMDh in die WEC 2027 ein!

Der nächste Hypercar-Paukenschlag: Ford baut einen LMDh und wird ab 2027 auf die Jagd nach dem fünften Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans gehen
Ford steigt 2027 mit einem LMDh in die Hypercar-Klasse ein!Ford steigt 2027 mit einem LMDh in die Hypercar-Klasse ein!Ford

Die Hypercar-Klasse boomt weiter: Mit Ford hat sich ein weiterer Automobil-Großkonzern zum Einstieg mit einem LMDh-Boliden entschlossen. Ford kehrt erstmals seit 1982 werksseitig in die Topklasse bei den 24 Stunden von Le Mans zurück und wird versuchen, an seine vier Gesamtsiege aus den Jahren 1966 bis 1969 anzuknüpfen.

Damit treffen Ford und Ferrari wieder im Kampf um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans aufeinander. Ihre Rivalität wurde 2019 mit dem preisgekrönten Film “Le Mans 66 – Gegen jede Chance” (Originaltitel auf Englisch: “Ford v Ferrari”) verfilmt. Das Comeback beim französischen Klassiker wird 60 Jahre nach dem Sieg mit dem futuristischen Ford GT40 Mk. IV erfolgen.

Die offizielle Ankündigung spricht lediglich von einem Einstieg in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), allerdings ist ein gleichzeitiger Einstieg in die IMSA SportsCar Championship höchstwahrscheinlich. Noch während der 24 Stunden von Daytona hat IMSA-Chef John Doonan sowohl die “Papaya-Armee” (McLaren) als auch das “blaue Oval” (Ford) angekündigt.

Technische Details zum Fahrzeug oder einen Namen hat die Ford Motor Company noch nicht bekanntgegeben. Weder das Motorenkonzept noch der Chassispartner stehen fest, wobei Multimatic angesichts der engen Kooperation im GT3-Bereich die logische Wahl wäre.

Ford stand lange Zeit einem Einstieg in die Hypercar-/GTP-Klasse kritisch gegenüber. Der Fokus lag auf dem Mustang GT3, dann auf dem Formel-1-Einstieg. Die Verlängerung der Homologationsfrist der derzeitigen Hypercars bis ans Ende der Dekade (weitere Verlängerungen nicht ausgeschlossen) brachte dann die Wende.

Der amerikanische Konzern war werksseitig in Le Mans mit dem Ganassi-Team in der LMGTE-Pro-Klasse vertreten und holte 2016 in dieser Klasse den Sieg zum 50. Jubiläum des ersten Gesamtsiegs auf dem Circuit de la Sarthe. Hinzu kamen Klassensiege bei den 24 Stunden von Daytona 2017 und 2018.

Ford war auch Motorenpartner im Zeitalter der Daytona-Prototypen und siegte 2012 (Michael Shank Racing) und 2015 (Chip Ganassi Racing) bei den 24 Stunden von Daytona sowie 2014 bei den 12 Stunden von Sebring.

Großangriff von Ford im weltweiten Motorsport

In jüngster Zeit werden die Motorsportaktivitäten wieder konsequent ausgebaut. Vom Mustang wurden mehrere Fahrzeuge mit dem GT3-Modell als Flaggschiff abgeleitet, darunter NASCAR- und Supercars-Boliden, ein GT4-Fahrzeug und ein Markenpokal-Bolide. Bei der Rallye Dakar gab das blaue Oval 2025 ein Comeback, in die Formel 1 kehrt Ford mit Red Bull 2026 zurück.

In allen Fällen werden die Einsätze nicht vom Konzern direkt, sondern über Dienstleister absolviert. In der Formel 1 über Red Bull Powertrains, bei der Dakar über M-Sport, im GT-Bereich über Multimatic. Beim Hypercar-Projekt soll Ford Performance jedoch federführend sein.

Bill Ford, Vorstandsvorsitzender der Ford Motor Company, macht keinen Hehl aus dem Ambitionen, die so wenig überraschend wie bescheiden sind: “Wenn wir Rennen fahren, dann fahren wir, um zu gewinnen. Und es gibt keine Strecke oder kein Rennen, das mehr mit unserer Geschichte zu tun hat als Le Mans.”

“Dort traten wir in den 1960er-Jahren gegen Ferrari an und gewannen. 50 Jahre später kehrten wir dorthin zurück, schockierten die Welt und schlugen Ferrari erneut. Ich freue mich sehr, dass wir nach Le Mans zurückkehren und auf dem höchsten Niveau des Langstreckenrennens antreten werden. Wir sind bereit, die Welt erneut herauszufordern und werden Gas geben wie die Hölle!”

ACO-Präsident Pierre Fillon spricht von einer “wunderbaren Nachricht, Ford zum ersten Mal seit fast 60 Jahren wieder in der Königsklasse der 24 Stunden von Le Mans zu begrüßen.” Ganz stimmt das aber nicht, denn Ford war zu Beginn der Gruppe-C-Ära 1982 noch einmal mit einem Werksaufgebot in Le Mans vertreten. Das Kapitel C100 war allerdings wenig erfolgreich, sodass es hier wohl bewusst verschwiegen wird.

“Es ist eine Marke, die schon immer eine enge Verbindung zu diesem besonderen Rennen hatte, und die Geschichte zeigt, dass Ford nicht antritt, um Zweiter zu werden. Die Wiederaufnahme der berühmten Rivalität mit Ferrari eröffnet sehr spannende Aussichten.”

WEC-Chef Frederic Lequien ergänzt: “Ford ist seit Jahrzehnten ein Synonym für Erfolg auf und abseits der Rennstrecke, und wir freuen uns, dass der Konzern die Langstrecken-Weltmeisterschaft für seine neueste Challenge gewählt hat. 2027 werden mindestens zehn große Hersteller in der WEC engagiert sein. Das ist ein Beweis für die herausragende Dynamik und das Wachstum der Meisterschaft.”

Neue Fahrer im LMGT3-Kader

In der LMGT3-Kategorie hat das Einsatzteam Proton Competition einen stark veränderten Fahrerkader für die WEC 2025 verkündet. Während die Werksfahrer Ben Barker und Dennis Olsen an Bord bleiben, gibt es drei neue Fahrer im Kader. Eine Sonderstellung nimmt Giammarco Levorato ein, der 2024 hauptsächlich in der IMSA für Proton antrat und bei den 8 Stunden von Bahrain erstmals WEC-Luft schnupperte.

Nicht mehr dabei sind Mikkel Pedersen, Ryan Hardwick und Zacharie Robichon. Auch Giorgio Roda kehrt nicht mehr zurück. Stattdessen teilen sich die #77 Barker, Bronze-Pilot Bernardo Sousa, der aus dem Rallyesport kommt, und Ben Tuck, der manchem noch von seinen Nordschleifen-Einsätzen mit Walkenhorst ein Begriff sein dürfte.

Tuck bestritt bereits die 24 Stunden von Le Mans 2024 auf einem zusätzlichen Ford Mustang LMGT3 von Proton und war jüngst Teil des Siegeraufgebots von WRT bei den 24 Stunden von Dubai.

In der #88 ist der neue Bronze-Fahrer Stefano Gattuso – ein erfahrener GT-Pilot, der viele Jahre in der italienischen GT-Meisterschaft unterwegs war und einzelne Einsätze in der GT-World-Challenge (GTWC) Europe auf dem Konto hat. Er teilt sich den Mustang mit Olsen und Levorato.

Die Mustangs kommen für ihr zweites WEC-Jahr in einem neuen Design daher, das sich stärker an die IMSA-Werkslackierung anlehnt.