Privatier Glickenhaus: Wie schwierig wird es gegen die neue WEC-Konkurrenz?
Das Privatteam Glickenhaus wird mit dem SCG 007 Hypercar auch 2023 in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) an den Start gehen. Bestätigt ist die Teilnahme von einem Auto. Bei den 24 Stunden von Le Mans könnte es wieder ein zweites Fahrzeug geben.
Als Fahrer steht weiterhin Romain Dumas fest. Mit wem sich der Routinier das Cockpit der #708 teilen wird, will das Team demnächst bekannt geben. Das SCG 007 Hypercar steht vor der dritten WM-Saison.
Im Vorjahr belegte Glickenhaus bei den 1.000 Meilen von Sebring den dritten Platz im Gesamtergebnis. Auch beim Saisonhöhepunkt in Le Mans jubelte das Team über Platz drei, auch wenn man fünf Runden Rückstand auf Toyota hatte.
Die Sternstunde hätte bei den 6 Stunden von Monza passieren können. Glickenhaus führte schon mit knapp einer Minute Vorsprung. Aber eine Strafe und ein anschließender technischer Ausfall ließ den Traum vom Sieg platzen.
Aus finanziellen Gründen verzichtete Glickenhaus auf die Überseerennen in Japan und Bahrain. Seither ist es still geworden um das Hypercar. Die IMSA stuft Glickenhaus nicht als startberechtigt ein. Auch von Testfahrten war im Winter nichts zu hören gewesen.
In der abgelaufenen WEC-Saison ist Glickenhaus gegen Toyota und Alpine angetreten. In Monza kam Peugeot dazu. 2023 wächst das Feld der Topklasse deutlich an. Porsche, Ferrari, Cadillac und Vanvall stellen sich mit ihren Autos dem Wettbewerb.
Dumas: “Müssen unsere Stärken nutzen”
Um wie viel schwieriger wird es für Glickenhaus, sich als Privatier dieser anwachsenden Konkurrenz zu stellen? “Das ist eine große Frage”, meint Dumas, der schon in den vergangenen beiden Jahren für das Team gefahren ist. “Schwierig zu sagen.”
“Wenn wir auf die vergangenen beiden Jahre zurückblicken, dann waren wir immer die große Überraschung. Im ersten Jahr hat niemand erwartet, dass wir dabei sind und dann auch noch so schnell sind. Im Vorjahr waren wir immer nahe dran.”
“Das Feld ist unglaublich. Das wissen wir alle. Aber es kann nur einen Sieger geben. In unserer Situation wäre es nicht sehr realistisch, wenn wir sagen würden, dass wir Le Mans und die Weltmeisterschaft gewinnen werden.”
Dumas glaubt, dass man als “Underdog” immer noch Chancen haben kann, wenn man selbst alles auf die Reihe bekommt. “Wir müssen unsere Stärken nutzen”, betont der Franzose. “Normalerweise ist die Zuverlässigkeit immer auf unserer Seite.”
“Die Ausnahme war Monza, aber der [Defekt] ist nur einmal in zwei Jahren passiert. Es ist auch ein Vorteil, dass man in einem kleinen Team weniger Druck hat. Ich weiß auch wie es ist, mit einer großen Marke zu arbeiten. Jeder will gewinnen.”
Mit Audi und Porsche hat Dumas insgesamt zwei Gesamtsiege in Le Mans gefeiert. “Es wird natürlich sehr schwierig, das ist uns bewusst. Wir müssen unsere Arbeit machen und sind alle motiviert. Wer weiß? Wir müssen unsere Chancen nutzen.”
Balance of Performance wird Rolle spielen
Dass Glickenhaus in den vergangenen Monaten nicht so umfassend getestet hat wie die alte und neue Konkurrenz, bewertet Dumas folgendermaßen: “Im Vorjahr war die Situation in Sebring gleich. Davor haben wir sechs Monate lang nichts getan. Jetzt haben wir das gleiche Bild.”
“Die neuen Reifen sind ein großes Fragezeichen. Michelin hat in den vergangenen zwei Monaten nicht viele Informationen geschickt. Für uns im Team wird es Fragezeichen geben. Sebring wird schwierig. Aber dann kommen die Strecken in Europa. Es ist eine lange Meisterschaft.”
“Aber es ist eine Balance-of-Performance-Meisterschaft. Es geht nicht nur um die Performance, sondern auch um die BoP und die Zuverlässigkeit. Das ist unsere Chance. Mit Zweiradantrieb wird es gegen die Autos mit Vierradantrieb und diesen Reifen sicher nicht einfach werden.”
“Aber die BoP wird eine große Rolle spielen. Nicht nur für uns, sondern für alle. Warten wir ab, was passieren wird. Wir kennen unser Auto seit zwei Jahren.” Im Alter von 45 hat Dumas im Motorsport schon viel erlebt.
Der Franzose liebt auch den “Spirit” von Glickenhaus: “Wir müssen uns glücklich schätzen, dass wir so einen Boss haben. Der sich als Privatier mit den großen Marken anlegt. Wir sind ein wenig wie Pescarolo vor 15 Jahren.”