Binder und Miller freuen sich auf MotoGP-Sprints: “Für alle interessant!”

Das KTM-Duo sieht die Sprintrennen positiv und glaubt, dass Fragezeichen bald verschwinden - Teammanager Guidotti sieht trotzdem eine hohe Arbeitsbelastung
Brad Binder freut sich auf die Zweikämpfe in den SprintsBrad Binder freut sich auf die Zweikämpfe in den SprintsMotorsport Images

Die große Neuerung in der MotoGP-Saison 2023 sind die Sprintrennen am Samstag. Wie bei jeder radikalen Änderung gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. Jack Miller war von Beginn an begeistert, als er von dieser Idee das erste Mal gehört hat.

“Die MotoGP war seit mehr als 50 Jahren gleich. Jetzt gibt es diese radikale Änderung. Teil davon zu sein, ist unglaublich”, findet der neue KTM-Fahrer. “Es gibt natürlich Fragezeichen, aber nach den ersten ein, zwei Rennen wird jeder die Sprintrennen lieben.”

“Ich glaube auch, dass es Leute geben wird, denen die Sprints besser gefallen als die normalen Rennen. Ich freue mich auf die Sprintrennen. Wir zeigen für die Fans eine zusätzliche Show. Ich denke, es ist auch für uns Fahrer aufregend.”

Teamkollege Brad Binder vertritt die gleiche Meinung: “Ich denke, die Sprintrennen bereichern die Meisterschaft. Es macht es für alle interessant. Ich bin deutlich besser in den Rennen. Ehrlich gesagt war ich nie ein großer Fan vom FT4.”

Aber wie wird das neue Format die Arbeit an einem Rennwochenende verändern? “Ich erwarte, dass wir alles in einem geringeren Zeitraum hinbekommen müssen”, glaubt Binder. “Wir müssen von Beginn an schnell sein, weil es keine Zeit gibt, um aufzuholen.”

Teammanager Francesco Guidotti stellt sich vor allem für das Team auf ein sehr stressiges Wochenende ein: “Wir wissen wie schwierig es ist, ein MotoGP-Bike vor dem Rennen vorzubereiten. Der Druck wird höher sein. Und auch das Risiko für Fehler ist größer.”

“Wir müssen das Motorrad so einfach wie möglich für Änderungen machen. Es wird natürlich knifflig werden, Entscheidungen bezüglich Set-up zu treffen. Bisher hatten wir das vierte Training dazu. Man hatte die gleichen Verhältnisse, wie man sie für den Tag danach erwarten konnte.”

“Wir konnten das Rennen simulieren und erhielten ein Verständnis für das Set-up. In diesem Jahr wird das nicht möglich sein, denn das dritte Training ist Samstagvormittag. Das zweite Training am Freitag ist zwar eine Stunde lang, aber das reicht nicht, um brauchbare Informationen zu erhalten.”

Binder glaubt aber nicht, dass das so entscheidend sein wird. Im Sprintrennen wird man die Reifen nicht schonen müssen und ebenfalls ein Verständnis dafür erhalten, wie sich der Reifen mit Blick auf die komplette Renndistanz verhalten wird.

“FT4 war wichtig, um die Reifenwahl für das Rennen zu klären. Doch wenn man die halbe Renndistanz fährt, dann sollte man ein gutes Verständnis erhalten, um zu verstehen, was man im Hauptrennen verwenden kann”, findet Binder. “So sehe ich das zumindest.”

Langer Kalender: Braucht ein Team mehr Personal?

Mit 21 Rennwochenenden plus den Sprints steht die längste MotoGP-Saison aller Zeiten bevor. Im Herbst gibt es sieben Grands Prix in Übersee. Von Ende September bis weit in den November hinein werden die Teams unterwegs sein.

Braucht man dafür mehr Personal, damit sich im Laufe der Saison Leute an der Rennstrecke abwechseln können und nicht immer vor Ort sind? “Vielleicht brauchen wir mehr Mechaniker, denn ihre Arbeitslast wird jedes Jahr mehr”, hält Guidotti fest.

“Momentan haben wir noch nichts verändert, aber wir sind dafür bereit, falls wir etwas brauchen. Zum Glück ist das erste Rennen in Europa. Wir haben einen Plan, falls wir ihn brauchen.” Das neue Format und der lange Kalender sind für alle Neuland.

Miller hofft auf Vorteil im Sprint

Wird es Fahrer geben, denen das kurze Rennen entgegenkommt? Zum Beispiel Miller, der oft in der Anfangsphase eines Grand Prix vorne dabei ist, am Ende aber auch oft die entscheidenden Plätze wieder verloren hat.

“Statistisch gesehen war die erste Hälfte meiner Rennen immer stark. Deswegen hoffe ich, dass sie mir liegen werden”, lacht Miller. “Ich komme aus Australien und habe einen Hintergrund von Dirttrack und Motocross, wo die Rennen relativ kurz sind.”

“Ende vergangenen Jahres bin ich in Australien ein Dirttrack-Rennen gefahren. Es hat einen halben Tag gedauert, bis ich mich an die Kürze gewöhnt habe und wie schnell alles passiert. Der Start und die erste Kurve sind extrem wichtig. Weil es dann eigentlich schon vorbei ist.”

Im Sprint werden die Fahrer weniger Runden zurücklegen als im bisherigen vierten Training, das es nicht mehr gibt. Aber die Intensität eines Rennens ist immer anders als ein Training, in dem man ohne Druck und Zweikämpfe seine Rennpace fährt.

Guidotti sagt: “Wir versuchen die Fahrer körperlich vorzubereiten und ihnen nach dem Rennen genug Ruhezeit zu geben. Das Rennen führt zwar nur über die halbe Distanz, aber es wird ziemlich stressig sein. Auch mental versuchen wir sie darauf vorzubereiten.”