Concessions für MotoGP-Kundenteams? Marini dagegen: “Werke müssen siegen”
Das MotoGP-Feld ist in den letzten zehn Jahren extrem eng zusammengerückt. Oft trennt nur eine Sekunde Platz 20 von der Spitze, selbst auf langen Strecken wie in Sepang. Fünf verschiedene Hersteller haben 2022 Rennen gewonnen. Doch auf einen Überraschungs-Weltmeister aus einem Satelliten-Team wartet man vergeblich.
Sollte man das ändern, indem man Satelliten-Teams in Zukunft die Concessions gibt, die bisher an erfolglose Hersteller vergeben wurden? VR46-Ducati-Pilot Luca Marini erteilt dem eine klare Absage. “Die Werksteams müssen gewinnen. Sie investieren viel Geld, also müssen sie auch Rennen und Meisterschaften gewinnen”, so der Italiener.
“Wenn sich das ändern würde, wäre das ein großes Problem für die Hersteller. Wir wollen nicht, dass sich ein Hersteller zurückzieht. Wir leiden bereits unter dem Ausstieg von Suzuki. Wir wollen, dass mehr Hersteller auf diesem Niveau in der MotoGP konkurrieren, denn unser Sport ist auch wegen der Kämpfe zwischen verschiedenen Bikes so gut.”
MotoGP leidet schon unter Suzuki-Ausstieg
Ein Hersteller wie Ducati steckt immerhin eine Menge finanzieller Mittel und Manpower in das eigene Werksteam. Satelliten-Teams wie Pramac-Ducati oder LCR-Honda gehen zwar mit identischem Material in die Saison und beschäftigen Fahrer, die direkt beim Hersteller unter Vertrag stehen.
Dennoch ist es für die Außendarstellung nicht gut, wenn sich ein Satelliten-Fahrer in der Endabrechnung gegen seine Werkskollegen durchsetzt. Denn im Werksteam wird die Entwicklung des Motorrads aktiv vorangetrieben. Je nach Vertragsinhalt erhalten die Satelliten-Teams bestimmte Änderungen erst mit zeitlicher Verzögerung, wenn überhaupt.
Für Marini ist zudem der Sprung in ein Werksteam neben Siegen und WM-Titeln das größte Ziel als MotoGP-Fahrer. “Das Ziel eines jeden Fahrers ist es, in ein Werksteam zu kommen und mit diesem Motorrad zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns im Satelliten-Team gut schlagen”, merkt der Halbbruder von Valentino Rossi an.
Luca Marini: Man opfert viel für Aufstieg ins Werksteam
Und er erklärt, dass man dafür viel auf sich nimmt: “Wenn man sich den Traum erfüllt, für ein MotoGP-Werksteam zu fahren, dann will man auch diesen kleinen Vorteil haben. Man gibt alles, um das zu erreichen. Man zeigt sein Potenzial. Man bringt Opfer. Und wenn ein anderer Fahrer in einem Satellitenteam das gleiche Bike hat, dann ist man nicht glücklich”.
“Es ist schade für die Satellitenteams, ich weiß. Aber wir müssen auch an die wirtschaftliche Seite denken. Die Meisterschaft muss von einem Werksteam gewonnen werden und das muss auch in Zukunft so sein. Wir brauchen in Zukunft einfach mehr Hersteller, die um den Sieg kämpfen. Wir wollen nicht, dass noch mehr Motorräder abgezogen werden.”
In der Viertakt-Ära der MotoGP haben bisher nur Fahrer aus Werksteams den WM-Titel gewonnen. Der letzte Weltmeister aus einem Satelliten-Team war Valentino Rossi, der sich 2001 in der letzten 500ccm-Saison auf der Nastro-Azzuro-Honda durchsetzte. Allerdings wurde Rossi auch damals von Honda kräftig unterstützt.