Marquez-Crash in Portimao – Martin sauer: “Piloten muss man respektieren”

Nach dem Crash in Portimao ist vor allem Jorge Martin nicht gut auf Marc Marquez zu sprechen - Der Honda-Star wird bestraft, Miguel Oliveira kommt glimpflich davon
Marc Marquez räumte in Portimao Miguel Oliveira und Jorge Martin abMarc Marquez räumte in Portimao Miguel Oliveira und Jorge Martin abGold and Goose / Motorsport Images

Mit dieser Aktion machte sich Marc Marquez in Portimao zur Persona non grata: Beim MotoGP-Auftakt in Portugal verschätzte sich der Repsol-Honda-Pilot in der Anfangsphase beim Anbremsen von Kurve 3 und torpedierte Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Lokalmatador Miguel Oliveira (RNF-Aprilia).

Besonders bitter ist die Szene für Oliveira, der das Rennen zunächst angeführt hatte. “Es ist schade, das Rennen so zu beenden und dass Marc sich verletzt hat. Aber er hat zu spät gebremst und war wohl zu optimistisch, dass er überholen kann, denn er konnte nicht genug verzögern. Dann konnte er mir nicht mehr ausweichen”, sagte er.

“Es gibt keine Zwischenfälle, die absichtlich passieren, das ist klar”, unterstellt er Marquez keine böse Absicht. Aber: “Ich glaube, er wollte in den ersten Runden Plätze gutmachen und das war einfach die falsche Stelle dafür.” Oliveira wurde nach dem Unfall ins Streckenhospital gebracht, wo eine Prellung am rechten Bein festgestellt wurde.

Oliveira: War einfach die falsche Stelle

“Ich weiß nicht, ob ich bei 100 Prozent bin, aber ich versuche mein Bestes”, gab sich der RNF-Aprilia-Pilot kämpferisch. “Ich habe einen großen Bluterguss an der rechten Hüfte. Bis jetzt wurde kein Bruch festgestellt, aber es könnte eine Bänderverletzung sein. Das müssen wir bei einem MRT-Scan abklären.”

Oliveiras Ziel ist es, in einer Woche beim Großen Preis von Argentinien in Termas de Rio Hondo wieder am Start zu stehen. Weniger glimpflich kam Unfallgegner Jorge Martin davon. Obwohl der Spanier das Rennen zunächst fortsetzte und später stürzte, wurde bei ihm ein gebrochener Zeh diagnostiziert.

“Mein Knöchel hat auch etwas abbekommen. Was genau, weiß ich noch nicht. Ich werde das morgen untersuchen lassen”, verriet der Pramac-Ducati-Pilot. “Aber es ist schade. Ich weiß nicht, ob es für den Sieg gereicht hätte, aber wir waren nah dran. Durch den Aufprall hat sich auch mein Lenker verschoben, was das Fahren erschwert hat.”

Martin fuhr also mit einem doppelten Handicap weiter. Doch es war nicht der erste Unfall mit Marquez, in den er in diesem Rennen verwickelt war. Schon am Start wurde es in Kurve 3 brenzlig, Marquez konnte einen Sturz nur knapp vermeiden. Entsprechend deutliche Worte findet Martin für den Repsol-Honda-Piloten.

Martin mit deutlichen Worten gegen Marquez

“Es ist nicht das erste Mal, dass er mich zu Boden gebracht hat. Sich bei den Fahrern und dem Publikum zu entschuldigen, funktioniert nicht mehr. Der einzige Fahrer, der sich am Donnerstag [im Briefing] beschwert hat, war er. Er sollte aufpassen, denn er hat mir zwei Rennen ruiniert und ich ihm noch keines”, ärgert sich der Ducati-Pilot.

“Schon in der ersten Runde … Er hat die Front verloren, ich war vorne und musste das Bike aufrichten, um nicht zu crashen. Es gab eine kleine Kollision, aber ich war vorne. Beim zweiten Mal habe ich nur einen heftigen Schlag gespürt und versucht, einen Sturz zu vermeiden. Das war auch das zweite Mal hintereinander.”

Martin weiter: “Es gibt Fahrer, die vor dir sind und die muss man respektieren. Dann muss man ausweichen, aber das will er nicht. Bei der Besprechung am Donnerstag war er der Einzige, der sich über mögliche Strafen beschwert hat. Das war ein Zeichen, dass er es vermasseln würde.”

Auch Unfallverursacher Marquez selbst kommt nicht ungeschoren davon. Wegen unverantwortlicher Fahrweise brummten ihm die MotoGP-Stewards für Termas de Rio Hondo eine doppelte Long-Lap-Penalty auf – angesichts der Umstände eine relativ milde Strafe. Doch mit einer härteren Strafe hatte Marquez nicht gerechnet.

Marquez akzeptiert doppelte Long-Lap-Penalty

Denn: “Im Briefing am Donnerstag wurde die Strafe besprochen. Wenn du überholst und dabei eine gefährliche Situation oder einen Crash mit einem anderen Fahrer verursachst, dann gibt es beim ersten Mal eine doppelte Long-Lap-Penalty, beim zweiten Mal einen Start aus der Boxengasse und beim dritten Mal eine Rennsperre”.

“Wenn die Regeln sagen, dass die Strafe härter ist, dann würde ich das akzeptieren, denn es war mein Fehler.” In gewisser Weise hat sich Marquez mit seinem Unfall aber auch selbst bestraft. Ersten Berichten und Aussagen zufolge zog sich der sechsfache MotoGP-Weltmeister eine Fraktur eines Mittelhandknochens zu.

“Marc hat sich wahrscheinlich den ersten Mittelhandknochen am Daumen der rechten Hand gebrochen. Wir müssen das mit anderen Platten und Scans genauer untersuchen, aber es ist möglich, dass der Daumen gebrochen ist”, erklärte Honda-Teamchef Alberto Puig in einer ersten Stellungnahme gegenüber ‘DAZN Spanien’.

Doch wie konnte es überhaupt zu diesem heftigen Auffahrunfall kommen? Marquez nennt ein blockierendes Vorderrad als Ursache: “Ich habe gebremst und dann hat das Vorderrad massiv blockiert. Deshalb habe ich die Bremse gelöst. Ich wollte nach links ausweichen, aber das Motorrad blieb in Schräglage.”

“Heute ist das Wichtigste, dass es Miguel gut geht”

“Ich konnte nicht vermeiden, nach rechts zu fahren. Martin konnte ich ausweichen, Miguel nicht.” Bei dem entschuldigte sich Marquez direkt an der Strecke und im Medical-Center. Ein erstes Gespräch in der Box kam nicht zustande, weil Oliveira zu diesem Zeitpunkt noch im Streckenhospital untersucht wurde.

“Wir haben uns im Medical-Center getroffen. Da habe ich die Bilder noch nicht gesehen. Er sagte, er hatte ein Problem mit der Bremse. Aber im Moment kann ich nicht viel dazu sagen. Natürlich gibt es Respekt [zwischen uns] und ich habe die Entschuldigung angenommen”, berichtet Oliveira, der aber auch Martins Kritik aufgreift.

Oliveira mahnt in Richtung Marquez: “Wenn wir bei diesen Motorrädern ein Problem mit der Bremse haben, dann bremsen wir normalerweise etwas früher und versuchen nicht zu überholen. Das ist der springende Punkt. Das weiß er besser als ich.” Marquez, mittlerweile einer der erfahrensten Piloten im Feld, gibt sich bescheiden.

“Heute ist das Wichtigste, dass es Miguel gut geht. Ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht, denn der Aufprall war hart. Ich habe mich bereits persönlich entschuldigt. Sorry an ihn, sein Team und die portugiesischen Fans”, so der Repsol-Honda-Pilot.