“Talent nicht weg”: RNF will aus Raul Fernandez neuen Quartararo machen

Im RNF-Aprilia-Team fühlt sich Raul Fernandez wohl und betont den mentalen Aspekt - Teammanager Wilco Zeelenberg will für das richtige Umfeld sorgen
Mit der Charakteristik der Aprilia kommt Fernandez besser klar als mit der KTMMit der Charakteristik der Aprilia kommt Fernandez besser klar als mit der KTMDorna

Nach einer schwierigen Rookie-Saison mit Tech-3-KTM will Raul Fernandez seiner MotoGP-Karriere mit dem Wechsel zu RNF-Aprilia Schwung verleihen. Der Moto2-Vizeweltmeister von 2021 fühlt sich in seinem neuen Umfeld wohl. Das hilft dem 22-Jährigen auch mental, wie er nach dem Wintertest in Malaysia bekräftigt.

“Von Valencia bis Sepang habe ich meine Einstellung geändert. Das Ergebnis kann man sehen. Ich habe wieder normal trainiert und habe es genossen. Ich habe mir gesagt, dass ich mit meinem Leben wieder zufrieden bin. Also werde ich auf dem Motorrad glücklich sein.”

“Das Team hat mir dabei sehr geholfen. Es sieht immer einfach aus, aber im Kopf kann es kompliziert sein. Dafür habe ich ein gutes Team hinter mir. Sie geben mir den Rückhalt. Das ist sehr wichtig. Es ist eine große Familie.”

“Auch Wilco und Razlan stehen hinter uns Fahrern”, lobt Fernandez Teamchef Razlan Razali und Teammanager Wilco Zeelenberg. “Ich habe das Gefühl, dass uns Aprilia wie Werksfahrer unterstützt. Sie geben mir das Vertrauen, damit ich schnell bin.”

Die Testfahrten in Sepang beendete Fernandez auf dem elften Platz. Auf die Spitze fehlte ihm in seiner schnellsten Runde weniger als eine Sekunde. Das ist für ihn die Bestätigung, dass er bei RNF-Aprilia am richtigen Ort ist.

Im Vorjahr schaffte es der Spanier mit der KTM sechsmal in die WM-Punkteränge, aber kein einziges Mal in die Top 10. Das war ein herber Rückschlag, denn in der Saison davor gewann er als Moto2-Rookie acht Rennen und verpasste den WM-Titel nur knapp.

Zwischen Fernandez, KTM und Tech 3 klickte es nie. Es lief schon bald auf die Trennung hinaus. Im RNF-Team arbeitet er wieder mit Noe Herrera zusammen, der als Crewchief schon im Moto2-Jahr im Ajo-Team an seiner Seite war.

Herrera wechselte bereits im Vorjahr zu RNF, denn es wurde schon im Sommer 2021 daran gearbeitet, Fernandez aus seinem KTM-Vertrag zu lösen. KTM bestand aber auf die Einhaltung des Vertrages. Somit arbeitete Herrera im Vorjahr als Crewchief für Darryn Binder.

RNF will richtiges Umfeld für Raul Fernandez schaffen

Wie Fernandez betont, ist die menschliche Komponente sehr wichtig. Das sieht auch Zeelenberg so, der überzeugt ist, dass der 22-Jährige sein Talent wieder abrufen wird können. Dass der Rennstall einen Rohdiamanten richtig fördern kann, hat man in Petronas-Farben mit Fabio Quartararo gezeigt.

“Wir bekannt ist, wollten wir Raul schon im Vorjahr in unserem Team haben”, blickt Zeelenberg bei ‘MotoGP.com’ zurück. “Aber das war nicht möglich. Er war enttäuscht und wir auch. Aber das ist eben passiert.”

“Jetzt ist er wieder mit seinem ehemaligen Crewchief vereint. Er hat im Vorjahr auch die Aprilia beobachtet und sich gedacht, dass das Motorrad gut aussieht. Alles ist jetzt relaxter und er hat jetzt die Dinge, die er haben wollte.”

Der ehemalige Rennfahrer aus den Niederlanden ist überzeugt, dass man mit Fernandez ein großes Talent an Board hat: “Sein Talent ist nie verloren gegangen. Im Vorjahr hatte er Probleme, aber das hatten wir auch bei Fabio.”

“Bei Fabio wussten wir, dass er das Talent hat, aber es kam [in der Moto2] nie zum Durchbruch. Als wir ihn dann auf ein MotoGP-Bike gesetzt haben und er sich mit seinem Crewchief und dem Team wohlfühlte, konnte er darauf aufbauen.”

“Er wurde schließlich Weltmeister. Das ist natürlich das Ziel, das wir mit beiden Fahrern haben”, nennt Zeelenberg auch Miguel Oliveira. Mit KTM hat der Portugiese fünf MotoGP-Rennen gewonnen, aber den ganz großen Durchbruch auch nicht geschafft.

Da das RNF-Team mit der Aprilia RS-GP von Ende 2022 arbeitet, können sich beide Fahrer auf ihre Adaption konzentrieren. Es müssen keine Entwicklungen getestet werden, sondern das Team optimiert das Set-up für die Bedürfnisse der Fahrer.

Am 11. und 12. März finden die nächsten Testfahrten in Portimao statt. Für Fernandez ist klar, was dort im Fokus stehen wird: “Der Plan für Portugal lautet, das Motorrad auf einer anderen Strecke zu verstehen. Wir müssen auch daran weiterarbeiten, dass ich an mich glaube. Das ist die Priorität.”