Valentino Rossi bilanziert MotoGP-Karriere: “Hätte zehnten Titel verdient”

Viel Reue empfindet Valentino Rossi beim Rückblick auf seine lange Motorrad-Karriere nicht, aber eine Sache macht ihn "ein bisschen traurig"
Valentino Rossi: Seit 2022 nicht mehr Vollzeit-Motorrad-, sondern Vollzeit-AutorennfahrerValentino Rossi: Seit 2022 nicht mehr Vollzeit-Motorrad-, sondern Vollzeit-AutorennfahrerSRO Motorsports Group

Nachdem er 26 Jahre lang in der Motorrad-Weltmeisterschaft am Start war und in dieser Zeit unzählige Erfolge eingefahren hat, ist Valentino Rossi mittlerweile im Automobilrennsport heimisch geworden. Die Rennsaison 2023 beginnt für den Italiener an diesem Wochenende mit den 24 Stunden von Dubai, wo er zusammen mit Maxime Martin, Sean Gelael, Max Hesse und Tim Whale einen von WRT eingesetzten BMW M4 GT3 fährt.

In drei Wochen bestreitet Rossi, ebenfalls am Steuer eines WRT-BMW, die 12 Stunden von Bathurst in Australien. Zudem fährt er auch in diesem Jahr wieder die komplette Saison der GT-World-Challenge (GTWC), wo er 2022 seine erste volle Rennsaison auf vier Rädern absolviert hat. Statt eines WRT-Audi pilotiert Rossi, der mittlerweile BMW-Werksfahrer ist, in diesem Jahr auch auf der GTWC-Bühne einen WRT-BMW.

Unweigerlich denkt der neunmalige Motorrad-Weltmeister aber auch hin und wieder an seine eindrucksvolle Karriere auf zwei Rädern zurück. Würde Rossi als MotoGP-Rentner etwas anders machen als er es in seiner aktiven Zeit tatsächlich getan hat? Bereut er womöglich etwas? Darauf gibt er eine klare Antwort.

“Etwas bereuen im Sinne einer Entscheidung, die ich getroffen habe, das tue ich ehrlich gesagt nicht. Klar, die Zeit mit Ducati war für mich eine schwierige”, denkt Rossi an die MotoGP-Saisons 2011 und 2012 zurück, in denen er kein Rennen gewonnen hat. Dennoch war es eine lehrreiche und nicht zuletzt eine emotionale Erfahrung für ihn.

“Es war eine große Herausforderung, ich als italienischer Fahrer auf einem italienischen Motorrad. Hätten wir gewonnen, hätten wir Geschichte geschrieben”, sagt Rossi. Heute weiß er: Genau diese Geschichte hat in der MotoGP-Saison 2022 sein eigener VR46-Akdemie-Absolvent Francesco Bagnaia geschrieben. “Pecco” nämlich hat sich zu Ducatis erstem Weltmeister aus Italien gekrönt.

Rossi selbst hat es in der Motorrad-WM auf neun Titelgewinne gebracht. Seine sieben WM-Titel in der Königsklasse hat er allesamt mit japanischen Herstellern – vier mit Yamaha und drei mit Honda – errungen. Weltmeister auf einem italienischen Bike, nämlich einer Aprilia, wurde Rossi aber sowohl in der 250er-Klasse als auch in der 125er-Klasse.

Mit seinen insgesamt neun WM-Titeln rangiert Rossi in der Bestenliste der Motorrad-WM an dritter Stelle (gleichauf mit Mike Hailwood und Carlo Ubbiali). Mehr WM-Titel haben nur zwei Piloten geschafft: Angel Nieto mit 13 und Rekordhalter Giacomo Agostini mit 15. Einen zehnten WM-Titel hätte “The Doctor” durchaus gerne noch geholt, zumal er zweimal ganz knapp dran war.

“Ich bin ein bisschen traurig, dass ich den zehnten Titel nicht gewonnen habe”, gibt Rossi zu. “Vor allem, weil ich ihn meiner Meinung nach aufgrund meines Levels und meines Speeds verdient hätte. Zweimal habe ich den Titel beim letzten Rennen einer Saison verpasst. Deshalb glaube ich, dass ich den zehnten verdient hätte.”

Damit spricht Rossi natürlich zum einen auf das MotoGP-Saisonfinale 2006 in Valencia an, wo er nach einem frühen Sturz noch von Honda-Pilot Nicky Hayden abgefangen wurde. Zum anderen war es das kontroverse Ende der MotoGP-Saison 2015, in dem Rossi letztlich gegen seinen Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo den Kürzeren zog, nachdem er selber die Gesamtwertung vom ersten Rennen der Saison bis zum Start des letzten Saisonrennens angeführt hatte.

“Es ist wie es ist”, sagt Rossi mit Jahren Abstand und stellt abschließend klar: “Über die Gesamtbilanz meiner Karriere darf ich mich, denke ich, nicht beschweren.”