WSBK-Test für 2023 in Jerez: Viel Regen, wenig Erkenntnisse für Aegerter und Co.
Der zweite Dezember-Test für einige Teams der Superbike-Weltmeisterschaft (WSBK) in Vorbereitung auf die Saison 2023 ist in dieser Woche weitestgehend ins Wasser gefallen.
Honda, MIE-Honda, Bonovo-BMW, Yamaha und GRT-Yamaha wollten in dieser Woche in Jerez (Spanien) eigentlich ausgiebig testen – so wie es BMW, Kawasaki und Puccetti-Kawasaki bereits vor zwei Wochen an gleicher Stelle getan hatten. Das Wetter aber machte den nun anwesenden Teams einen Strich durch die Rechnung. An allen drei Tagen (Dienstag bis Donnerstag) regnete es.
GRT-Yamaha hat sich für die WSBK-Saison 2023 für ein Aufgebot mit zwei Rookies entschieden. Dominique Aegerter, Supersport-Weltmeister 2021 und 2022, sowie Remy Gardner, der 2022 MotoGP-Stammfahrer war, wollten sich in Jerez an die Yamaha R1 gewöhnen. Aufgrund des Wetters aber waren Runden auf trockener Piste extrem rar. So wurde die Zeit in der GRT-Box hauptsächlich damit verbracht, die jeweiligen Arbeitsweisen kennenzulernen.
“Die Streckenbedingungen waren sehr gemischt, die meiste Zeit war es mehr nass als trocken”, sagt Aegerter stellvertretend für sich und Gardner. Immerhin: “Wir haben ein paar hilfreiche Elektronikeinstellungen gefunden. Aber unter solchen Bedingungen ändert sich der Zustand der Strecke ständig, mal ist mehr und mal weniger Wasser auf dem Asphalt. Vergleichswerte zu bekommen, wäre daher kaum möglich gewesen”, so Aegerter.
Das Yamaha-Werksteam rund um Toprak Razgatlioglu kann von den Bedingungen ebenfalls ein Lied singen. Der entthronte Weltmeister von 2021 beließ es bei zwei Testtagen und bilanziert: “Ehrlich gesagt war das ein bisschen zu viel Regen. Zumindest ein wenig Zeit auf trockener Strecke wäre schon schön gewesen.”
Auf der anderen Seite der Yamaha-Box fuhr Andrea Locatelli im Gegensatz zu Razgatlioglu auch am Donnerstag noch. Gelohnt hat es sich nicht wirklich. “Zufrieden bin ich nicht, denn wir konnten nur bei Regen fahren. Im Trockenen konnten wir überhaupt nichts testen”, ärgert sich der Italiener.
“Deshalb verstehen wir auch noch nicht alles. Wir waren einfach nicht in der Lage, alle Teile miteinander zu vergleichen, um herauszufinden, welche besser sind”, so Locatelli. Einen harmlosen Sturz, der ihm im Verlauf der drei Tage passiert ist, bezeichnet er als “normal, so etwas kann im Regen halt passieren”.
Bonovo-BMW war mit Loris Baz und Neuzugang Garrett Gerloff vor Ort. Aufgrund des Wetters war für Gerloff der Gewöhnungsprozess an das für ihn komplett neue Motorrad ebenso nur eingeschränkt möglich wie es auf Aegerter und Gardner im Yamaha-Lager zutrifft.
Im Honda-Lager ließ sich Iker Lecuona bei den schwierigen Bedingungen nicht davon abhalten, sein Comeback nach Verletzungspause zu geben. Der Spanier, der sich vor fünf Wochen am Rennwochenende in Mandalika (Indonesien) einen Wirbelbruch zugezogen hatte, saß erstmals seit dem Sturz wieder auf der Honda CRB1000RR-R.
“Das Positive ist, dass ich mich auf dem Motorrad direkt wieder wohlgefühlt habe. Weil es nass war, war es nicht so anstrengend und ich konnte länger fahren”, meint Lecuona. Während sich er sich behutsam wieder ans Fahren gewöhnte, nutzte Lecuonas Honda-Teamkollege Xavi Vierge die Gelegenheit, Abstimmungsdaten auf nasser Strecke zu sammeln.
Diese Arbeit war von Erfolg gekrönt, wie Vierge sagt: “Es ist uns gelungen, ein deutlich besseres Gefühl zu finden. Somit sollten wir von nun an bei Regen schneller sein. Das wird uns mit Blick auf die Saison sehr helfen, denn es warten einige Orte, an denen Regen sehr wahrscheinlich ist.”
Vom ursprünglich geplanten Testprogramm – Arbeit am Mapping des Motors, an der Geometrie des Bikes sowie dem Testen von Neuerungen am Fahrwerk – konnte die Honda-Truppe mangels trockener Strecke aber so gut wie nichts umsetzen.
Auch das Honda-Kundenteam MIE war vor Ort, allerdings nur mit Eric Granado, der die vergangenen Jahre im MotoE-Weltcup fuhr. Teamkollege Hafizh Syahrin, der schon in der WSBK-Saison 2022 für MIE-Honda am Start war, hat den Jerez-Test von vornherein ausgelassen.
Granado konzentrierte sich bei seiner Rückkehr ins WSBK-Fahrerlager überwiegend auf das Verstehen der Elektronik der CBR1000RR-R. “Leider waren keine Runden im Trockenen möglich, aber die Arbeit im Bereich der Elektronik war dennoch wichtig. An die muss ich mich nämlich erst gewöhnen”, bekennt der Brasilianer.
Die nächsten Testfahrten stehen für einige Teams der Superbike-WM für 25./26. Januar abermals in Jerez auf dem Plan. Anschließend gibt es einen Test in Portimao und schließlich noch den offiziellen Vorsaisontest mit allen Teams auf Phillip Island. Der WSBK-Saisonauftakt 2023 findet dann vom 24. bis 26. Februar ebenfalls auf Phillip Island in Australien statt .